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Willkommen liebe Bürgerinnen und Bürger!

Die Stadt Bad Oldesloe ist eine Stadt mit Herz, in der man schnell Anschluss findet. Neben einer abwechslungsreichen Naturlandschaft sind es vor allem die Kultur, Bildung sowie die vielen Freizeitangebote, die wenige Wünsche übrig lassen. Zahlreiche Vereine bringen die Einwohner in Kontakt und sorgen das ganze Jahr über für Leben in der Stadt. Insbesondere zeichnet sich die Stadt durch ein starkes ehrenamtliches Engagement vieler Bürgerinnen und Bürger aus. Sie sind ein unverzichtbarer Bestandteil des Stadtlebens und machen die Stadt lebendig und lebenswert.

Kindervogelschießen am Donnerstag, 18. Juli 2024

Am Oldesloer Kindervogelschießen nehmen sämtliche Schülerinnen und Schüler aller Oldesloer Schulen – von der ersten Grundschulklasse bis zur achten Schulklasse teil, mehr als 3000 Kinder und Jugendliche.

Der achte Jahrgang ermittelt eine Endgruppe, die sich am eigentlichen Schuss auf den Holzvogel beteiligt. Die anderen wetteifern mit Spielen um die Klassen-Königswürde. Die Königspaare und auch alle anderen Teilnehmer erhalten ein Geschenk. Zum Abschluss des Festes findet der Abendumzug statt, der mit Musik vom Exer zum Marktplatz marschiert.

Mit freundlicher Unterstützung der Sparkasse Holstein.

(Ablaufplan 2023)

7.30 Uhr – Abmarsch der Umzugsspitze mit dem alten Königspaar vom Schulhof der Stadtschule
7.45 Uhr – Ankunft am Marktplatz, Abholen des Bürgermeisters und der Stadtverordneten sowie des Bürgerschützenkönigspaares
8 Uhr – Eintreffen der Spitzengruppe an der Theodor-Mommsen-Schule, Treffen der Schulleiter und Schüler aller Oldesloer Schulen
8.30 Uhr – Beginn des Umzuges – Verlauf: Hamburger Straße, Hindenburgstraße, Mühlenstraße, Lübecker Straße, Berliner Ring, (an der Kreuzung Bahnhofstraße schert die Schule am Masurenweg aus zu ihrer Schule, wo sie auch die Spiele durchführt) Bahnhofstraße, Besttorstraße, Kirchberg, Königstraße, Schützenstraße, Weg zum Bürgerpark
10 Uhr –Beginn der Spiele und des Vogelschusses auf dem Exer
10–12 Uhr – Musikzug Feuerwehr Bad Oldesloe im Festzelt (Exer)
ab 10 Uhr – Kinderanimation auf dem Exer geöffnet
ca. 12 Uhr – Königsproklamation des großen Königspaares
14.30–16.30 Uhr – Seh-Sie Kinder-Disco im Festzelt (0–12 Jahre)
16.30–18.30 Uhr – Seh-Sie Jugend-Disco im Festzelt (12–16 Jahre)
18 Uhr – Aufstellung des Abendumzuges an der Stormarnhalle
18.30 Uhr – Abmarsch des Umzuges Richtung Marktplatz
18.45 Uhr – Abendkundgebung mit Vorstellung des neuen großen Königspaares
ab 20 Uhr – Summer Party mit DJ Michael Wittig – Musik für Jung und Alt

Es war von jeher das Bestreben, dass alle Kinder – gleichgültig ob die Eltern Deutsche oder Ausländer, ob arm oder reich, ob alteingesessen oder neu zugezogen – gleichberechtigt teilnehmen. Deswegen werden die von den Eltern aufzubringenden Beiträge so niedrig wie möglich gehalten. Damit dieses Fest finanziert werden kann, bittet der Verein Kindervogelschießen Bad Oldesloe e. V. die ortsansässige Wirtschaft und die Einwohnerschaft alljährlich um Unterstützung. Etwa 120 Sammlerinnen und Sammler stellen sich dazu alljährlich in den Dienst der guten Sache.

Wenn die Sammlerinnen und Sammler Sie nicht angetroffen haben, oder wenn Sie nicht (mehr) in Bad Oldesloe wohnen, aber dennoch das Kindervogelschießen unterstützen möchten, dann können Sie das Geld natürlich gerne überweisen:

Kontoinhaber: Verein Oldesloer Kindervogelschießen e. V.
IBAN: DE26 2135 2240 0000 0071 55
BIC: NOLADE21HOL

Vogelschießen in Bad Oldesloe ist mehr als nur ein Kinderfest

Der Brauch des Vogelschießens ist uralt. Ursprünglich geht er auf einen germanischen Mythos zurück. Damals schossen die Vorväter bei einer alljährlichen altgermanischen Frühlingsfeier auf einen an einer Stange befestigten Vogel. Er stellte den unheilvollen Höllenvogel – den Hahn „Windofnir“ – dar, der bereits in der Edda-Sage erwähnt wird. Indem man ihn erlegte, so der Glaube, verbannte man das Böse aus der Welt, um den Menschen zum Frühlingsanfang das Lichte, Gute, zu bescheren.

Auch in der Zeit des Mittelalters hielt man sich an diesen Brauch, um den verhassten Unheilbringern – Dunkel, Tod und Verderben – den Garaus zu machen. Damals war der Schuss auf den Vogel im gesamten deutschsprachigen Raum weit verbreitet. Meist benutzte man dabei einen farbenprächtigen Papagei als Zielscheibe, den man zu jener Zeit „Papagoy“ nannte.

Foto vom Stadtarchiv Bad Oldesloe, Festumzug auf dem Pferdemarkt um 1900

Auch in Oldesloe gab es eine „Papagoyengilde“, die diesen Brauch pflegte. Geschossen wurde auf dem Gildekamp, dem heutigen Pferdemarkt. Später zogen die Papagoyenschützen auf das ansteigende Gelände hinter dem heutigen Travestadion um, das auch heute noch die Flurbezeichnung „Papagoyenberg“ trägt. Aus der Papagoyengilde entwickelte sich die Bürgerschützengilde von 1627. Bis ins 19. Jahrhundert wurde auf dem Papagoyenberg auf den hölzernen Vogel geschossen. Als die Schützen begannen auf Scheiben zu schießen, haben sie, so wird vermutet, das „Vogelschießen“ den Kindern überlassen. Schriftliche Aufzeichnungen darüber existieren allerdings nicht, so dass man lediglich auf Spekulationen angewiesen ist. Verbrieft ist allerdings, dass die Schützengilde, als sie 1808 ein neues Königsschild erhielt, das alte dem Kindervogelschießen schenkte. Ob diese Schenkung die „Geburtsstunde“ des Oldesloer Kindervogelschießens war, ist nicht bekannt.

Die ersten überlieferten Berichte zum Thema „Oldesloer Kindervogelschießen“ stammen aus dem Jahr 1869. Damals schrieb das vom Verleger und Journalisten Julius Schythe seit 1839 herausgegebene „Oldesloer königlich privilegierte Wochenblatt für Stadt und Land“ – später Oldesloer Landbote und damit Vorläufer des Stormarner Tagesblattes – dass das Kindervogelschießen in alt hergebrachter Weise stattgefunden habe. Man kann auch aufgrund dieser Überlieferung davon ausgehen, dass das beliebteste Fest der Oldesloer wesentlich älter ist. Einiges spricht allerdings auch dafür, dass das Fest 1866 entstand, als Rektor Dr. Spannuth vom Magistrat die Genehmigung erhielt, eine private höhere Knabenschule zu betreiben, die später zur Realschule und anschließend zur Theodor-Mommsen-Schule wurde. Damit nämlich gab es in Bad Oldesloe erstmals zwei Schulen - und das Oldesloer Kindervogelschießen wird bekanntlich seit alters her als das Fest „aller“ Oldesloer Schulen bezeichnet.

Dass man schon damals dem Wetter vor dem „lieblichen Feste“ eine wichtige Rolle zugemessen hat, geht aus dem besagten Pressebericht hervor. Darin heißt es: „Da sahen einige Schwarzseher schon im Geiste unseren würdigen Stadtdiener mit strengster Amtsmiene durch die Straße unserer guten Stadt schreiten und unter strömendem Regen und obligatorischem Glockengeklingel der Jugend kund zu tun, dass das Vogelschießen aufgehoben werden müsse. Andere Pessimisten machten sich um die Bewirtung Gedanken - denn wohin sollte der umsichtige Wirt der Badeanstalt, Herr Voß, mit den Pyramiden von Pflaumentorten und Bergen von Butterkuchen, die bereits am Tag vorher gebacken wurden. Die ganzen Sorgen und Fragen waren letztendlich unbegründet, denn am 25. Juni brach sich die liebe Gottessonne durch das Gewölk Bahn, um mit ihrem freundlichen Antlitz auf das Treiben dort unten auf dem Festplatze vor der Badeanstalt herab zu lächeln. Da war die Freude vollständig“.

Die protokollarische Aufzeichnung über den Ablauf des Festes aus dem Jahr 1919, als das Fest nach fünfjähriger Zwangspause während des ersten Weltkrieges erstmals wieder durchgeführt wurde. Vorsitzender des Ausschusses für das Kindervogelschießen, Rektor Kruse, gab – so heißt es in der Aufzeichnung – eine Übersicht über den Verlauf der früheren Feste. Leider wurden diese Angaben von Protokollführer, Konrektor Hahn, für unwichtig angesehen, da sie „den Beteiligten längst bekannt” waren. Aus den von ihm protokollierten Besprechungspunkten lässt sich folgende Festfolge rekonstruieren:

    1. Laubholen und Laubwinden am Vortag.
    2. Ständchen des Trommler- und Pfeiferkorps am Vorabend für die Mitglieder des Ausschusses und andere Personen.
    3. Abholen des Vorjahrskönigs und der -königin zum gemeinsamen Sammelpunkt, der Stadtschule, am frühen Morgen des Festtages.
    4. Ausmarsch von der Stadtschule durch die Große Salinenstraße, Hamburger Straße, Lange Straße (heute Hindenburgstraße), Marktplatz, Hagenstraße, Pferdemarkt, Lübecker Straße, Besttorstraße, zurück zur Brunnenstraße und Auflösung hinter dem Kurhaus.
    5. Bildung der Spielgruppen streng „mechanisch” nach dem Alter, Durchführung der Spiele, Verteilung der Geschenke.
    6. Nachmittagstanz in verschiedenen Sälen (Kurhaus, Harmonia) von 3 bis 8 Uhr abends.
    7. Einmarsch zur Schlusskundgebung mit Königsproklamation.
    8. Aufruf an die Bevölkerung, freiwillige Beiträge für das Vogelschießen zu spenden.

Wie alteingesessene Oldesloer sich erinnern, war es vor dem zweiten Weltkrieg üblich, dass die Bürger am Tage vor dem Vogelschießen ihre Gärten den Kindern öffneten, damit sie sich nach Herzenslust Blumen zum Ausschmücken des Festes pflücken konnten. Voraussetzung war lediglich, dass die Gärten nicht „verwüstet“ wurden.

Der Vogel

Der Vogel – heute werden sogar zwei benötigt – wird alljährlich kunstvoll in mühevoller Handarbeit gedrechselt. Als Vorbild dient dabei ein altes Exemplar, das 1916 bei einer Spendenaktion für die Kriegführung im Ersten Weltkrieg genagelt wurde. Es wird in der Stadtschule, die in der Geschichte des Oldesloer Vogelschießens eine Schlüsselrolle spielte, aufbewahrt.
Große Verdienste um den Bau des Vogels hat sich seit Jahren der ehemalige Hausmeister der Klaus-Groth-Schule, Alfred Hauke, erworben, der in dieser Aufgabe Walter Gaudlitz ablöste. Seit 1994 wurde Alfred Hauke tatkräftig unterstützt von Klaus-Dieter Preuß, der beim städtischen Bauhof tätig war. Seit 1990 die Mädchen in das eigentliche Vogelschießen integriert wurden, müssen alljährlich zwei völlig identische Vögel gebaut werden. Die Vögel werden aus jeweils 50 Einzelteilen gedrechselt und geschliffen. Nach der Endmontage erhalten sie beim Maler ihr späteres Aussehen, wobei Farbe für Farbe einzeln aufgetragen werden muss. Die Malerarbeiten werden seit Jahren von Oldesloer Malerbetrieben kostenlos ausgeführt. In den letzten Jahren hatte Maler Ehlers dieses Amt inne.
Die Bedeutung der einzelnen Teile: Wer den letzten Teil des Rumpfes abschießt wird Königin bzw. König. Wer den Kopf abschießt ist 2., den linken Vorderflügel 3., den rechten Vorderflügel 4., den Schwanz 5., den rechten Flügel 6., den linken Flügel 7., den kleinen Vogel im Schnabel des großen 8., die Krone 9., das Schwert 10., die Lanze 11., das Zepter 12., den Reichsapfel 13., den Ring 14. und 15. bis 50. ist, wer eine der Federn abschießt.

Kette und Schild

Die Königskette und das Schild stammen aus dem Jahr 1804 und sind unersetzliche Kostbarkeiten, die nur einmal im Jahr das Tageslicht erblicken, wenn sie bis zur Abschlussveranstaltung auf dem Marktplatz von ihren stolzen Gewinnern getragen werden dürfen. Das ganze Jahr über werden sie im Sparkassen-Tresor aufbewahrt. Jede Königin und jeder König hat das Recht, sich mit einer neuen gravierten Münze am Schild oder an der Kette zu verewigen. Auch die Traditionsschärpen – mit dem Vogel für die Jungen und der Krone für die Mädchen – liegen das ganze Jahr über geschützt im Tresor.

Teilnehmer

Am Oldesloer Kindervogelschießen nehmen sämtliche Schülerinnen und Schüler aller Oldesloer Schulen – von der ersten Grundschulklasse bis zur achten Schulbesuchsklasse – teil. Der achte Jahrgang aller Oldesloer Schulen beteiligt sich nach Ermittlung der Endgruppen an dem eigentlichen Schuss auf die Holzvögel. Die anderen wetteifern mit Spielen um die Klassen-Königswürde.

Der Umzug

Foto vom Kreisarchiv - Festumzug in der Hagenstraße um 1930

Eingeleitet wird das Fest, an dem stets mehr als 3.000 Schülerinnen und Schüler teilnehmen, nachdem die Honoratioren der Stadt mit Musik vom Portal des Stadthauses abgeholt wurden, mit dem großen Umzug – dem sogenannten „Ausmarsch“. Erste Aufzeichnungen über den Umzug stammen aus dem Jahre 1919. Seine Aufstellung ist an der Spitze immer gleich geblieben:

  • Festausschuss und Schulleiter
  • Kapelle
  • Bundes- und Landesfahne
  • die hölzernen Vögel, begleitet von Armbrustträgern
  • die Scheibe, begleitet von Spitanenträgern
  • die Kronengruppe mit dem Königspaar des Vorjahres
  • Stadtverordnete und Ehrengäste
  • Kutschen für Senioren und Behinderte
  • Es folgen in wechselnder Reihenfolge, die Marschblöcke der einzelnen Schulen, unterbrochen von Musik- und Spielmannszügen.

Traditionsgemäß ist Vogelschießen in Bad Oldesloe ein Blumenfest. Die kleinen Jungen tragen beim Umzug Stöcke, deren Spitzen mit Naturblumen geschmückt sind und die Mädchen Bügel aus frischem Laub und Naturblumen. Viele haben Blumenkränze im Haar und Blumenkörbchen in den Händen, aus denen sie an die am Straßenrand Stehenden Blümchen verteilen. Viele Schleswig-Holstein-Fähnchen, die Schärpen der Vorjahrs-Königspaare und die festliche Kleidung der Kinder bieten darüber hinaus ein farbenfrohes Bild, das in jedem Jahr tausende von Schaulustigen auf die Straßen lockt, die den kilometerlangen Umzug an sich vorüber defilieren lassen.

Die Wettspiele

Auf dem Festplatz herrscht im Anschluss an den Umzug hektische Betriebsamkeit, denn jede Klasse ermittelt bei den Wettspielen im Pfeil-, Ringe- und Ballwerfen, Vogelpicken, Dosenwerfen, Stelzenlaufen und Armbrustschießen sowie vielen weiteren Spielen ihr Königspaar, so dass sich am Abend auf dem Marktplatz weit über 100 kleine Majestäten präsentieren können.
Ursprünglich fanden die Spiele am Kurhaus statt. Als sie wegen dessen Abriss auf den Exer wechselten, wurde im Naturtheater auf den Vogel geschossen und als dieses 1970 der Schwimmhalle weichen musste, war der Platz vor der Stormarnhalle Austragungsort, der 1988 durch die Firma Schoer & Bollow besonders aufgewertet wurde, als sie aus 6.000 roten und grauen Granitsteinen rund um die Hülse für den Vogelschieß-Mast ein Mosaikbild „750 Jahre Bad Oldesloe“ erstellte und der Stadt stiftete.
Die großen Jungen schießen seit alters her mit der Armbrust senkrecht auf den unter einer Netzkuppel in fünf Meter Höhe hängenden hölzernen Vogel. Die Mädchen ermittelten viele Jahre hindurch ihre Königin im Vogelpicken. Seit 1991 schießen auch die Mädchen auf einen Vogel, der für sie allerdings an einem Ständer am Boden angebracht ist, so dass sie mit einer leichteren Armbrust waagerecht aufgelegt schießen können. Königin bzw. König ist, wer den letzten Rest des Vogel-Rumpfes abschießt. Da die Vögel oft sehr „langlebig“ sind, werden die Rümpfe, nachdem alle Einzelteile abgeschossen sind, angesägt und erforderlichenfalls nach Abschluss einzelner Durchgänge auch gelockert, um den Zeitplan nicht zu sehr zu überziehen.

Die Königspaare

Während das beim Vogelschuss ermittelte Hauptkönigspaar für einen Tag die Traditionsschärpe umgehängt bekommt, erhalten alle kleinen Königinnen und Könige der einzelnen Klassen als weithin sichtbares Zeichen ihrer Königswürde eine Schärpe in den Schleswig-Holsteinischen Landesfarben blau-weiß-rot und dürfen sich als erstes eines der für alle Klassen eingekauften Geschenke aussuchen. Nach ihnen erhalten dann alle anderen Klassenmitglieder in der Reihenfolge ihres Abschneidens ein Geschenk.
Bis 1960 war es Brauch, dass das neue Königspaar nach Abschluss der Spiele unter Hochrufen mit Musik zu ihren Schulen geleitet wurde. Das hat sich aufgrund der heutigen Verkehrsdichte und wegen der vielen auswärtigen Schülerinnen und Schüler, die auf Busse angewiesen sind, als nicht mehr praktikabel erwiesen. Am Nachmittag allerdings besucht das Hauptkönigspaar nach wie vor, von Lehrkräften begleitet, per Taxi die einzelnen Schulen um sich vorzustellen.

Tanz am Nachmittag

Nach alter Tradition gehört zum Vogelschießen der Kindertanz am Nachmittag, der aufgrund des Mangels an Sälen, Aulen und Hallen in der Stadt allerdings schon seit langem auf Probleme stößt, so dass er meist den Kleinen vorbehalten bleibt. Außerdem können viele – besonders ältere – Schülerinnen und Schüler dem Tanzen wenig abgewinnen. So kommt es, dass sich viele Klassen an den Schulen mit allerlei Unterhaltung, Darbietungen, Frohsinn und Stimmung die Zeit vertreiben und sich manche Klassen mit dem Verkauf unterschiedlicher Dinge die Klassenkasse aufbessern oder ihre Aktivitäten in den Dienst einer guten Sache stellen und den Erlös dafür stiften.
Am Abend können – allerdings außerhalb der Verantwortung des Ausschusses – die Erwachsenen das Tanzbein schwingen. Der Tanz in den Festzelten auf dem Exer ist zu einem festen Bestandteil des Vogelschießens geworden, und wer es vorzieht, stattdessen mit einem Glas in der Hand mit Freunden und Bekannten einen zünftigen Klönschnack abzuhalten, wird am Abend auf dem Festplatz nicht enttäuscht. Schließlich ist es längst zur guten Tradition geworden, sich Vogelschießen auf dem Exer zu treffen ...
Wie sehr inzwischen diese Tradition verwurzelt ist, mag eine Begebenheit im Jahre 1994 zeigen: Als kurz vor dem Fest bekannt wurde, dass die Stadt die Sperrstunde am Tag des Vogelschießens auf dem Exer auf 23 Uhr festlegen wollte, gab es derart geharnischte Proteste aus der Bevölkerung und in der Presse, dass man den Beschluss eiligst zurücknahm und es bei einem Zapfenstreich um 0 Uhr beließ.

Schlussansprache auf dem Markt

Zum Abschluss des Festes findet der „kleine“ Abendumzug statt, der mit Musik vom Exer zum Marktplatz marschiert, wo die Oldesloer Kapellen Kostproben ihres Könnens geben, die kleinen Majestäten vorgestellt werden und jährlich abwechselnd ein Schulleiter die Schlussansprache hält, die traditionsgemäß mit dem gemeinsamen Gesang der ersten Strophe des Schleswig-Holstein-Liedes endet.
Wie wichtig nicht nur alle Beteiligten, sondern auch die Oldesloer ganz allgemein diese als „Einmarsch” bezeichnete Schlussveranstaltung nehmen, zeigte sich 1994, als einige Stadtverordnete - nicht zuletzt aufgrund der sommerlichen Temperaturen - es vorzogen, den Zug in einer Eisdiele sitzend an sich vorübermarschieren zu lassen, anstatt selbst den ihnen angestammten Platz einzunehmen, denn ein Sturm der Entrüstung rauschte durch die Stadt und ihren Blätterwald.

Lebendige Tradition

Anzeige im Oldesloer Landboten 1938

Trotz aller Tradition achtet der Ausschuss für das Kindervogelschießen stets darauf, das Fest den jeweiligen Gegebenheiten und Anforderungen der Neuzeit anzupassen und damit lebendige Tradition zu praktizieren. Welche Bedeutung das Fest für Bad Oldesloe hat, mögen die Worte eines Schulleiters verdeutlichen, der es so ausdrückte: „Kindervogelschießen in Bad Oldesloe ist mehr als nur ein Schulfest. Es zeugt von der Heimatverbundenheit der Oldesloer und ist ein Fest der Bevölkerung. Von vielen Städten und Gemeinden, die Vogelschießen aus falsch verstandenem Fortschrittsglauben aufgegeben haben, wird Bad Oldesloe heute beneidet. Es gibt in Bad Oldesloe kein anderes Fest, das in der Lage wäre, derart breite Teile der Bevölkerung einschließlich der öffentlichen Verwaltung und Einrichtungen so friedlich und festlich miteinander zu vereinen. Davon geht auch eine starke Integrativkraft aus, die die Bevölkerung von Stadt und Land zusammenführt. Dass Bad Oldesloe beim Vogelschießen zu einer großen Familie zusammenwächst, beweisen alljährlich viele „Buten-Oldesloer“, die es an diesem Tage wieder in ihre alte Heimat zieht, weil das Fest ein Stück ihrer eigenen Kindheit und Schulzeit darstellt“.

50 Jahre Vogelschießen nach dem 2.Weltkrieg

Im Jahre 1998 konnte das Oldesloer Kindervogelschießen ein besonderes Jubiläum begehen, denn das schönste Fest der Oldesloer wurde zum 50. Mal nach Wiederzulassung durch die Besatzungsmacht nach dem zweiten Weltkrieg gefeiert. Dies nahm das Fernsehen des Norddeutschen Rundfunks zum Anlass, zwei Aufnahmeteams nach Bad Oldesloe zu entsenden und über das Ereignis im Schleswig-Holstein-Magazin in Wort und Bild ausführlich zu berichten.
Obwohl er Schutzpatron der Kreisstadt ist, war Petrus dem Fest nur bis in die Abendstunden wohlgesonnen. Während er zu den Spielen bisweilen sogar die Sonne durch die Wolken lugen ließ, öffnete er am Abend ganz offensichtlich alle Schleusen – und das ausgerechnet, als vom Übertragungswagen des Fernsehens gerade live über die Schlussfeier auf dem Marktplatz berichtet wurde. So kam es, dass schließlich nur wenige Unentwegte – triefend nass und unter Regenschirmen verborgen – bis zuletzt ausharrten. Am Abend, als sich jung und alt zum Tanz in den Festzelten auf dem Exer traf, klarte es zeitweise sogar wieder auf.
Ansonsten wurde das erste Fest unter der neuen Leitung von Hildegard Pontow – Uwe Meinke hatte den Vorsitz des Ausschusses aus gesundheitlichen Gründen abgegeben – ein voller Erfolg. Die Organisation klappte, nicht zuletzt auch dank der beispielhaften Unterstützung durch die Polizei, ausgezeichnet. Pünktlich um 8.30 Uhr setzte sich von der Theodor-Mommsen-Schule aus der „Ausmarsch” in Bewegung, in den sich in der Hamburger Straße die Marschblöcke der einzelnen Schulen eingliederten, die sich zuvor in den angrenzenden Schulhöfen und Straßen aufgestellt hatten. An der Kreuzung von Berliner Ring und Ratzeburger Straße teilte sich die kilometerlange bunte Riesenschlage. Während die Schule am Masurenweg in die Ratzeburger Straße abbog, um die Spiele wieder auf ihrem Schulgelände abzuhalten, marschierte der Rest durch die Stadt zum Exer, wo sogleich die Wettspiele beginnen konnten. Die Ermittlung der Endgruppenteilnehmer, die schon um 8 Uhr begonnen hatte, war zu diesem Zeitpunkt bereits beendet, so dass zügig mit dem Königsschießen begonnen werden konnte.
Bereits kurz nach 12 Uhr schoss der 14jährige Ole Köhler den Rumpf des Holzvogels ab, und kurz darauf erlegte die 13jährige Anna Hintze den Vogel der Mädchen, so dass die Proklamation der neuen Majestäten früher als in den Vorjahren erfolgen konnte. Beide besuchen die Theodor-Mommsen-Schule. Einen Tag lang durften sie die Insignien der Königswürde – Kette mit Schild und die alten Schärpen aus dem Jahre 1804 – tragen, die eine unersetzliche Kostbarkeit darstellen und nur einmal im Jahr aus dem Tresor der Sparkasse geholt und anlässlich des Festes ans Tageslicht gebracht werden. Anschließend erhielten alle teilnehmenden Kinder ihre Preise, wobei selbstverständlich auch alle diejenigen bedacht wurden, die in ihrem Wettbewerb diesmal nicht mit Fortuna im Bunde gewesen waren, denn traurige Gesichter soll es beim Oldesloer Kindervogelschießen niemals geben.
Der Nachmittag, an dem das neue Königspaar an allen Schulen seine Aufwartung machte, verging bei Musik und Tanz und vielerlei Aktivitäten wie im Fluge. Der Abendumzug, traditionsgemäß als „Einmarsch” bezeichnet, war im Jubiläumsjahr weitaus länger als in den Vorjahren, so dass der Marktplatz die Menschenmassen kaum fassen konnte.
Neu bei dieser Feier war, dass die kleinen Majestäten der einzelnen Klassen vor dem Gänselieselbrunnen einen abgeteilten Platz in vorderster Reihe zugewiesen bekamen und dass die Schlussansprache und Vorstellung der neuen Majestäten nicht wie bisher von einer improvisierten Tribüne auf dem Marktplatz, sondern aus luftiger Höhe vom Balkon des historischen Rathauses aus erfolgte.

Wunsch des Ausschusses für die Zukunft

In den Büchern „Bad Oldesloe – einst und jetzt” und der Ausgabe „750 Jahre Stadt Bad Oldesloe“ wurde der Wunsch der Verantwortlichen für das Oldesloer Kindervogelschießen bereits deutlich gemacht, indem es heißt „Dies jedoch möge man dem Oldesloer Vogelschießen wünschen: Möge es stets ein Fest aller Schüler und der ganzen Stadt sein und möge es darüber hinaus immer den Charakter eines fröhlichen Sommer- und Blumenfestes bewahren”. Wie sehr die Bevölkerung diese Wünsche zu erfüllen bemüht ist, zeigen allein die Menschenmassen, die es sich in jedem Jahr aufs neue nicht nehmen lassen, den farbenfrohen Umzug der mehr als 3.000 Kinder an sich vorüberdefilieren zu lassen, und auch das geflügelte Wort hat nichts von seiner Wahrheit eingebüßt: „Wen man in Bad Oldesloe schon ein ganzes Jahr nicht mehr gesehen hat, den trifft man beim Vogelschießen auf dem Exer”.

Auszug aus dem Buch Bad Oldesloe im Portrait aus dem Oho-Verlag Bad Oldesloe, Text erscheint mit freundlicher Genehmigung des Verlages.

Coronavirus

Die Stadt Bad Oldesloe musste aufgrund der Vorgaben der Landesregierung Schleswig-Holstein alle Großveranstaltungen bis zum 31.8.2020 abgesagt. Davon betroffen war auch das Oldesloer Kindervogelschießen, das für den 25. Juni 2020 geplant war. „Die Absage ist uns sehr schwergefallen. Die oberste Priorität ist zurzeit, die Ausbreitung des Coronavirus weiterhin zu bremsen. Das schaffen wir nur, wenn wir in den kommenden Monaten auf große Menschenansammlungen verzichten “, erklärte der Bürgermeister Jörg Lembke.

Wie wird eigentlich der Vogel hergestellt:

Ein Film von Thomas Gericke