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Liebe Oldesloerinnen und Oldesloer, liebe Gäste unserer schönen Stadt!

hier finden Sie Tipps für Ihre Freizeit in Bad Oldesloe und der näheren Umgebung sowie eine Übersicht der Gastgeber. Schön, dass Sie da sind!

Stadtgeschichte

Historischer Überblick

Bad Oldesloe feierte 1988 die Verleihung des Lübschen Stadtrechts vor 750 Jahren. Also, sollte man annehmen, müsste ein kurzer historischer Überblick der Stadtgeschichte mit diesem Ereignis beginnen. Um aber die Anfänge einer Besiedlung im Oldesloer Raum zu erfassen, muss man doch einige Jahrhunderte vorher ansetzen, sozusagen in der Steinzeit.

NDR: Schleswig-Holstein früher und heute

Bad Oldesloe wurde für die NDR Serie „Schleswig-Holstein früher und heute“ porträtiert:
https://www.ndr.de/geschichte/schauplaetze/Schleswig-Holstein-frueher-und-heute-Bad-Oldesloe,badoldesloe264.html

1151 – Der Ort wird in der ursprünglichen Namensform „Todeslo“ erstmalig erwähnt. Die Kirche wurde von Graf Adolf II. von Schauenburg in den Jahren zwischen 1149–1154 gegründet und vermutlich von Bischof Vicelin geweiht. Das Patrozinium erhielt Petrus, der Schutzheilige der Fischer und Kaufleute, dessen Bild auch in das spätere Stadtwappen aufgenommen wurde.

1153 – Die Oldesloer Saline war um 1150 das bedeutendste Wirtschaftsunternehmen im Herrschaftsbereich Adolf II. Streitigkeiten zwischen ihm und Heinrich dem Löwen führten 1153 zu einer Zerstörung der Saline durch Heinrich den Löwen, der diesen Schritt in der Überlieferung des Helmold mit der Konkurrenzsituation zu den Lüneburger Salzbergwerken begründete. Daraus wurde die „falsche” Hoffnung abgeleitet, die Saline sei ebenso ertragreich wie die Lüneburger Salzbergwerke.

1238 – Graf Adolf IV. von Schauenburg verleiht Itzehoe das Lübsche Stadtrecht. Vermutlich vor 1249 wurde auch Oldesloe mit dem Lübschen Stadtrecht privilegiert.

1286 – Erste Nennung eines Oldesloer Rates.

1345 – Ein vom Rat der Stadt geführtes Siegel, das auf einem Nesselblatt das Bild des Apostels Petrus mit einem Schlüssel in der Hand zeigt, ist erstmalig nachweisbar.

1371 – Oldesloe wird von Adolf VII. das Jahrmarktsprivileg verliehen. Zu Johanni (Sommeranfang) wurde ein 8-tägiger Jahrmarkt und jede Woche samstags ein Markttag abgehalten. In Oldesloe wurde in der zweiten Hälfte des 14. Jh. gemünzt. Über die Dauer der Oldesloer Münzprägung ist nichts bekannt.

1415 – Oldesloe wird von den Truppen Herzog Erich V. von Sachsen-Lauenburg eingenommen und eingeäschert.

1475 – Der Landesherr erlaubt vier Lübecker Bürgern, in Oldesloe auf der Bestehalbinsel südlich der Stadt eine Kupfermühle zu errichten, die 1535 in den Besitz des Lübecker Heilig-Geist-Hospitals übergeht.

1477 – Die Stadt wird erneut durch einen Großbrand, der auch die Kirche erfasst, fast völlig zerstört.

1496 – Oldesloe wird zusammen mit Kiel, Rendsburg und Itzehoe, den damals bedeutenden Städten des Landes, zur Bildung des „Königlichen Vierstädtegerichtes“ herangezogen. An Sitzungen dieser Berufungsinstanz nehmen regelmäßig auch der Oldesloer Bürgermeister und jeweils einer der Ratsherren teil.

1524/1525 – Reformation in Oldesloe. Der erste evangelische Pastor wird durch den dänischen König Friedrich I. berufen.

1561 – In Wüstenfelde, einem Dorf nahe Oldesloe, das im 30-jährigen Krieg untergegangen ist, stirbt Menno Simons, der bedeutendste Prediger und Theoretiker der nach ihm benannten Glaubensgemeinschaft der Mennoniten. Die „Menno-Kate“ an der Landstraße nach Segeberg ist heute ein Museum.

1618–1648 – Gegen Ende des 30-jährigen Krieges wird auch Oldesloe durch häufige Truppendurchzüge, Einquartierungen, Plünderungen und Brandschatzungen heimgesucht. Viele Bürger werden von der Pest dahingerafft. Als Hilfs- und Nutzorganisation gründen die Oldesloer 1625 die Höker-Totengilde und 1627 die Bürgerschützengilde, die beide bis heute bestehen.

1637 – Dietrich Buxtehude, der spätere Organist von St. Marien zu Lübeck (1668–1707) und bedeutende Komponist, wird geboren. Sein Geburtsort ist nicht genau bekannt, Buxtehude entstammte aber einer seit mehreren Generationen in Oldesloe ansässigen Familie.

1631-1647 - Hexenprozesse. Vier Frauen wurden in Oldesloe wegen angeblichen Schadenzaubers und Teufelsbuhlschaft angeklagt.

1737–1741 – Die Herrnhuter Brüdergemeine gründete in der Nähe Oldesloes eine Siedlung „Pilgerruh”. Auseinandersetzungen mit dem dänischen König wegen eines von den Herrenhutern verweigerten Eides, führten zur Auswanderung der Gemeinde nach Pennsylvania.

1750 – Um die Salzgewinnung der Oldesloer Saline zu erhöhen, werden zwei Gradierwerke am südlichen Stadtrand errichtet.

1763 – Nach siebenjähriger Bauzeit kann am Kirchberg ein neuer Kirchenbau vollendet werden. Der ca. 60 m hohe Turm wird erst 1868 fertiggestellt.

1798 – Die Stadt wird erneut durch ein Großfeuer zerstört. Nur das Bestthor-Quartier und die Kirche entgehen den Flammen.

1804 – Im Rahmen des von dem Architekten Christian Friedrich Hansen geleiteten Wiederaufbaues der Stadt kann das von ihm entworfene neue Rathaus eingeweiht werden.

1813 – Der Oldesloer Apotheker Lorentzen gründet das Sol-, Moor- und Schwefelbad. Ein Kurhaus, Badehäuser und ein Logierhaus für die Kurgäste entstehen. Die Oldesloer Bäderzeit beginnt.

1824 – Die „Oldesloer Sparcasse“ wird durch den von engagierten Bürgern ins Leben gerufenen Sparkassenverein gegründet. Der Neue Friedhof wird angelegt.

1839 – In Gegenwart des Königs wird der für die älteste Schule der Stadt, die Stadtschule, errichtete Neubau in der Königstraße eingeweiht. Heute sind in dem restaurierten Gebäude die Stadtbibliothek und das Heimatmuseum untergebracht. Die erste Ausgabe des „Oldesloer Landboten“ erscheint.

1857 – Mit zunächst 40 Gaslaternen beginnt in Oldesloe die Gasbeleuchtung, nachdem von einer privaten „Gascompanie“ an der Lübecker Landstraße ein Gaswerk erbaut worden ist, das später in den Besitz der Stadt übergeht.

1861 – Der Oldesloer Männerturnverein wird gegründet.

1865 – Die Eisenbahnlinie Lübeck–Oldesloe–Hamburg nimmt ihren Betrieb auf. Damit erhält Oldesloe endlich Anschluss an das Eisenbahnnetz. Die seit dem Mittelalter für den Ost-West-Handel bedeutsame Traveschifffahrt und der Frachtwagenverkehr werden eingestellt.

1866 – Der Salinenbetrieb wird wegen seiner Unrentabilität eingestellt. Der Salzgehalt der Sole war zu gering. Die Ländereien der Saline nutzte die Stadt als Gelände für den Kurpark, die Salinenstraße und die Oberschule.

1867 – Oldesloe wird preußisch und Teil des Kreises Stormarn. Die Stadt erhält ein Königlich-Preußisches Amtsgericht.

1868 – Die Peter-Paul-Kirche erhält ihren ca. 60 Meter hohen Turm.

1873 – Auf Initiative des Turnvereins entsteht die Freiwillige Turner-Feuerwehr.

1881 – Der Neue Friedhof in der Hamburger Straße wird angelegt.

1898 – Der Großindustrielle Dürkopp erwirbt das Bad und lässt neue Gebäude errichten. Doch der Erste Weltkrieg setzt der zweiten Blüte des Kur- und Heilbäderbetriebes ein schnelles Ende.

1902 – Gründung der katholischen Kirchengemeinde und Bau des St.-Joseph-Stiftes.

1909 – Nach zweijähriger Bauzeit wird der Neubau der heutigen Theodor-Mommsen-Schule am Mährischen Berg (jetzt: Hamburger Straße) fertiggestellt.

1910 – Der Regierungspräsident erteilt der Stadt die Genehmigung, künftig die Ortsbezeichnung „Bad Oldesloe“ zu führen.

1913 – Einweihung der Königin-Luise-Schule.

1923 – Bad Oldesloe wird an die elektrische Stromversorgung angeschlossen.

1928 – Eingemeindung der Gutsbezirke Blumendorf und Fresenburg einschließlich der Dorfschaft Wolkenwehe. In Bad Oldesloe wird der Kur- und Bäderbetrieb eingestellt.

1933 – Das „Blaue Haus“ wird Polizeigefängnis.

1934 – Regulierung der Obertrave zwischen Segeberg und Bad Oldesloe durch den Reichsarbeitsdienst; Ausbau der Flussbadeanstalt am Bürgerpark.

1937 – Bad Oldesloe erhält Anschluss an die Reichsautobahn Hamburg—Lübeck

1938 – Die Stadt erwirbt das verfallene Kurhaus und lässt es abreißen.

1944 – Die Kreissparkasse Stormarn wird von Wandsbek nach Bad Oldesloe verlegt und mit der Oldesloer Stadtsparkasse vereinigt.

1945 – Am 24. April erfolgt der schwerste Bombenangriff auf Bad Oldesloe. Über 700 Menschen werden getötet, mehr als 300 Gebäude zerstört und beschädigt. Am 2. Mai wird die Stadt kampflos an die Briten übergeben.

1949 – Bad Oldesloe wird Kreisstadt des Kreises Stormarn.

1950 – Zu seinem 75-jährigen Bestehen erhält das Gymnasium den Namen des bekannten Gelehrten Theodor Mommsen, der in Oldesloe aufgewachsen ist.

1951 – Als erstes großes Wohnungsbauprojekt im Rahmen des Wiederaufbaues kann die ERP-Siedlung am Drosselweg mit rund 100 Wohnungen für Flüchtlinge fertiggestellt werden.

1955 – Als Ersatz für die Flussbadeanstalt am Bürgerpark wird das neue Freibad Poggensee eröffnet.

1956 – Die Untertrave zwischen Heiligengeist und Gaswerk wird begradigt, vertieft und rund 100 Meter nach Süden verlegt.

1962 – Bad Oldesloe erhält ein neues Bahnhofsgebäude.

1964 – Zur Erschließung eines neuen Gewerbegebietes wird zwischen der Ratzeburger Straße und dem Pölitzer Weg die „Industriestraße“ angelegt. Es folgen die Gewerbegebiete Südost (1971) und West (1973/74). Durch die Ansiedlung neuer Betriebe werden viele neue Arbeitsplätze geschaffen und ein umfangreicher Zuzug von Neubürgern erreicht.

1967 – Bau der Stormarnhalle, erste Großsport- und Veranstaltungshalle des Kreises Stormarn.

1973 – Bau der Fest- und Veranstaltungshalle Bad Oldesloe.

1975 – Fertigstellung der ersten Schwimmhalle im Kreis Stormarn.

1977 – Das mittelalterliche „Blaue Haus“ (ursprünglich Lübsches Haus) an der Hude und die „Alte Stadtschule“ (heute Bibliothek) werden restauriert.

1978 – Bau der Nordtangente (jetzt Konrad-Adenauer-Ring) zur Entlastung der Innenstadt.

1979 – Stadtfest zur Einweihung der Fußgängerzone in der Innenstadt. Das Heilig-Geist-Quartier wird Sanierungsgebiet.

1986 – Eintritt in die Solidaritätsgemeinschaft für Hiroshima.

1987 – Partnerschaft mit der israelischen Stadt Beer Yaacov. Einweihung des restaurierten historischen Rathauses.

1988 – Bad Oldesloe begeht sein 750-jähriges Bestehen.

1990 – Neue Wohnungsbaugebiete im Bereich der Grabauer Straße.

1992 – Einweihung des Bürgerhauses der Stadt Bad Oldesloe, Erschließung und Ausbau von neuen Gewerbegebieten im Bereich der Industriestraße.

1993 – Ausbau und Erweiterung der Innenstadtfußgängerzone bis zur Bahnhofstraße.

1995 – Bau und Erweiterung des Schulkomplexes der Theodor-Mommsen-Schule (Gymnasium) und Einrichtung der IGS (Integrierten Gesamtschule) in der ehemaligen Dietrich-Buxtehude-Schule.

1996 – Begründung von Städtepartnerschaften mit Olivet (Frankreich) und Kolobrzeg (Polen)

1997 – Beginn der Umgestaltung des Bahnhofbereiches, die 2000 mit der Fertigstellung des Bahnhoftunnels abgeschlossen wurde.

1998 – Abriss der Gebäude der Ströhschen (Gloria) Mühlenwerke am Pferdemarkt.

1999 – Die Erschließung des Baugebietes West III begründet das weitere Wachstum der Stadt.

2000 – Fertigstellung des neuen Bahnhofkomplexes und Tunneldurchstich zur Johannes-Ströh-Straße.

2001 – Das Neubaugebiet West IV wird erschlossen und bebaut. Nach kurzer Bauzeit wird die neue Grundschule West eingeweiht. Durchführung einer „Zukunftswerkstatt“ zur Entwicklung der Stadt.

2002 – Beginn der Bauarbeiten am Pferdemarkt und Fertigstellung der Sohlgleite am Travestadtarm.

2003 – Abschluss der Sanierung des ehemaligen Mühlengeländes am Pferdemarkt und Fertigstellung der Sohlgleite.

2006 – Einweihung der neuen Kurparkbühne

2007 – Inbetriebnahme der Mensa im Schulzentrum Olivet-Allee und Erschließung des Baugebietes „Steinfelder Redder“

2008 – Abschluss der Sanierungsarbeiten an der Fassade und an den Außenanlagen der Stadtbibliothek

Nach den Aufzeichnungen des Studienrates und Oberschuldirektors Friedrich Bangert „Geschichte der Stadt und des Kirchspiels Oldesloe“ sind Quellen bezüglich des Oldesloer Stadtwesens erst aus dem 14. Jahrhundert gesichert. Demnach trug der Rat die Verantwortung für die Stadt, welcher sich aus 5 Bürgern, aus denen 2 Bürgermeister und die übrigen Ratmänner genannt wurden, zusammensetzte. Nach den Recherchen Bangerts fanden die folgenden Personen als Bürgermeister der Stadt Bad Oldesloe in verschiedenen Urkunden ihre Erwähnung (einige Namen tauchen in unterschiedlicher Schreibweise auf, da die Protokollführer diese ungenau nach dem Gehör notiert haben):

  • 1345: Dietrich Penesticus, Johannes Pritbeke
  • 1394: Hinrik Eylerdes, Coord Schuver, Ludeke Munter
  • 1395: Ludeke Munter
  • 1426: Hinricus Holsten
  • 1427: Hinricus Holsten, Radeke Stenborch
  • 1429: Hinricus Holsten
  • 1439: Lodewig van Eckeren
  • 1454: Marquard Cloet, Cord Melse
  • 1456: Hartwig Steenberg oder Steenborch
  • undatiert: Marquard Vertze oder Nertze
  • 1497–1502, 1504: Hans Richardes
  • 1503, 1505–1510: Hildebrant vamme Horne
  • 1517, 1519, 1522: Heyne Wynbrugge
  • 1524: Merten Molr

In einem aus dem Jahre 1906 angefertigten Verzeichnis (Acta XIX Nr. 12) der Bürgermeister und Ratsherren der Stadt Bad Oldesloe gehen die Namen der Bürgermeister seit 1524 bis 1906 während der noch laufenden Amtszeit des Bürgermeisters Mewes hervor. Die Informationen sind laut des unbekannten Schreibers aus den alten Stadtbüchern zusammengestellt worden. Außerdem finden sich die Amtszeiten einiger Bürgermeister in den Personalakten und Magistrats- und Stadtverordnetenprotokollen wieder.

  • 1524, 1526: Marten Möller
  • 1525, 1531: Hinrik Lübbeke oder Lübke
  • 1532: Hans Köler
  • 1533, 1551: Peter Daelhoff oder Dalhoff
  • 1534: Philipps Buumann
  • 1536, 1546: Philippus Kagel
  • 1537, 1544, 1556, 1564: Philipp Kock oder Koke/Philippus Köpke
  • 1561, 1565: Detlef Göde oder Gäde
  • 1566,1595: Hermann Schacht
  • 1567, 1597: Heine Berchstede/Hein Bergstedt
  • 1595, 1608: Arnt Bumann oder Ahrend Baumann
  • 1590: Bartholdus oder Barthold Möller
  • 1616: Jacob Quinckart
  • 1623–1638: Jürgen Gerckens der Ältere
  • 1638–1657: Schweder Müller oder Möller
  • Undatiert: Johann Bele (Behlen) war in den Hexenprozess der Marie Faust mit dem Stadtschreiber Johannes Arps in Glückstadt verwickelt
  • 1657–1659: Johannes oder Johann Thullenius
  • 1659–1663: Detlef Möller oder Müller der Ältere
  • 1663–1670: Hermann Westphal
  • 1670–1677: Jürgen Gerckens der Jüngere
  • 1677–1686: Ludolf Conradi
  • 1686–1691: Detlef oder Detlev Müller der Jüngere
  • 1691–1696: Johann Wulf oder Wulff
  • 1696–1709: Jacob Christian Egardi
  • 1709–1720: Henricus (Hinrich) Lindelof
  • 1720–1726: Johann Gabriel Tatter
  • 1726–1767: Christian Carl Kirchhoff
  • 1767–1768: Friedrich Christian Kirchhoff
  • 1768–1770: kommissarische Verwaltung durch Kammerrat Stemann aus Travental
  • 1770–1801: Christian August Noodt
  • 1801–1802: Christian Hermann Theodor Petersen
  • 1802–1824: Anton Johann Decker
  • 1824–1863: Hans Friedrich Karl von Colditz (kommissarische Verwaltung durch Erich Leberecht von Colditz)
  • 1863–1867: Carl Peter Wolfhagen (kommissarische Verwaltung durch den Rechtsanwalt Loeck)
  • 1867–1868: Christoph Sonder
  • 1868–1869: Voigt
  • 1869–1875: Dr. Wilhelm Davids aus Schleswig
  • 1875–1906: Claus Hinrich Mewes
  • 1906–1907: kommissarische Leitung durch den Beigeordneten Trube (Fritz Twistel aus Mewe wurde am 29.10.1906 zum Bürgermeister gewählt und lehnte die Stelle im Dezember 1906 ab) (Julius Franz Emil Plewka aus Schleswig wurde am 21.03.1907 zum Bürgermeister gewählt und lehnte das Amt am 20.04.1907 ab)
  • 1907–1912: Eugen Stawitz
  • 1913–1920: Herbert Müller (Besetzung der Stelle erst gegen Ende des Jahres 1913, da der zuvor gewählte Bürgermeister Dr. Haarmann sein Amt nie angetreten ist) (bis zum 15. Mai 1913 kommissarische Leitung durch den Regierungsreferendar Schuster; ab Juni 1913 kommissarische Leitung durch den Regierungsreferendar Holstein) (kommissarische Leitung ab 07.08.1920 durch den Stadtrat Dr. Adolf Bullerdieck)
  • 1921–1922: Hans Block
  • 1922–1923: kommissarische Leitung durch Dr. Adolf Bullerdieck und später Regierungsreferendar Rehder
  • 1923–1930: Dr. Gerhard Hermann Carl Hayn
  • 1930–1931: kommissarische Leitung durch den Beigeordneten Spies und später Dr. Walter Heinn
  • 1931–1932 kommissarische Leitung durch den Beigeordneten Spies
  • 1932–1945: Dr. Julius Franz Wilhelm Kieling
  • 1945–1947: Kurt Engelschall
  • 1947–1950: Gustav Masuth
  • 1950–1968: Hermann Barth
  • 1968–1986: Gottfried Baethge
  • 1986–1992: Ulrich Gudat
  • 1992–1998: Gerd-M. Achterberg
  • 1998–2004: Dr. Philipp Wrieden
  • 2004–2016: Tassilo von Bary
  • seit 2016: Jörg Lembke

Am 24. April 1945 wurde Bad Oldesloe zum Ziel von mehreren, alliierten Bombenverbänden. Der Luftangriff fand 8 Tage vor Ende des zweiten Weltkrieges statt und forderte über 700 Todesopfer. Zahlreiche Personen wurden verletzt und zum Teil in Behelfskrankenhäusern versorgt. Bei dem etwa 18-minütigen Bombenangriff wurden etliche Häuser beschädigt und mitunter komplett zerstört. Dabei bildeten vor allem der Bahnhofsbereich, sowie die umliegenden Straßenzüge die Hauptangriffsziele der Alliierten. An diesem Apriltag hielten sich dort nicht nur Oldesloer Bürgerinnen und Bürger auf, sondern auch zahlreiche Flüchtlinge aus dem ausgebombten Hamburg und rückflutende Ostflüchtlinge, die in Bad Oldesloe Zuflucht suchten. Von schätzungsweise 15.000 Menschen bevölkerten am 24. April 1945 alleine Hunderte Menschen den Bahnhof und die Bahnsteige. Wichtige Teile der städtischen Infrastruktur, wie die Wasser- und Elektrizitätsversorgung, wurden durch die Sprengkörper zerstört. Sauberes Trinkwasser erhielten die Oldesloerinnen und Oldesloer übergangsweise aus Lübeck.

Zeitzeugenberichte als Teil der städtegeschichtlichen Überlieferungsbildung

Viele Zeitzeugen erinnern sich an einen wunderschönen Frühlingstag, der in einem starken Kontrast zu den Ereignissen stand. Viele Interviews, die im Stadtarchiv geführt und anschließend archiviert wurden, rekonstruieren mosaikhaft die Abläufe dieses Bombenangriffs und bilden somit einen Teil der städtegeschichtlichen Überlieferung ab. In jedem Jahr findet eine Gedenkveranstaltung auf dem Ev. Friedhof statt. Auf dem Friedhof wurde in den 1940er Jahren ein Mahnmal errichtet, an dem jährlich zum 24. April Kränze durch Vertreter der Stadt niedergelegt werden. Auch noch lebende Zeitzeugen nehmen an dieser Veranstaltung teil.

Dokumentarfilm zum Bombenangriff auf Bad Oldesloe

Anlässlich des 76. Jahrestages des Bombenangriffs auf Bad Oldesloe wurde 2021 ein Dokumentarfilm produziert, der sowohl noch lebende Zeitzeugen zu Wort kommen lässt, als auch die Erinnerungen bereits verstorbener Zeitzeugen aufgreift und wiedergibt.

Video „Bombenangriff auf Bad Oldesloe am 24. April 1945“

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In Bad Oldesloe lagerten am 3. Mai 1945 etwa 350 Gefangene auf dem Todesmarsch vom Konzentrationslager Neuengamme nach Flensburg und Lübeck.
Anlässlich des Jahrestages wurde in Erinnerung an die Opfer eine Gedenktafel am 3. Mai 2020 errichtet.

Folgender Text wurde auf der Gedenktafel eingraviert:

„Wir gedenken der mehr als 900 jüdischen Menschen aus Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein, die am 6. Dezember 1941 unter mörderischen Bedingungen, von Bad Oldesloe in das Ghetto von Riga deportiert wurden.
Wir gedenken der 300 jüdischen Frauen aus dem KZ Lübberstedt-Bilohe, die am 1. Mai 1945 auf ihrem Todesmarsch nach Norden hier entlang getrieben wurden.
Wir gedenken der etwa 700 Häftlinge, die im Zuge der Räumung des KZ-Neuengamme, in der Nacht zum 2. Mai 1945 hier Station machten. Sie wurden von der SS bewacht, mit Knüppeln und Hunden am Schlafen gehindert und weiter getrieben auf ihrem Todesmarsch in Richtung Flensburg und Lübeck, während der größte Teil der Zivilbevölkerung wegschaute.“

Hintergrund

Vor 75 Jahren, kurz vor dem Ende des 2. Weltkrieges, versuchten die SS-Mannschaften in den KZ´s ihre Greueltaten durch grausame Aktionen zu vertuschen.
Auch das KZ-Neuengamme und seine Außenlager wurden geräumt. Doch vorher mussten KZ-Gefangene alle Akten verbrennen. Es gelang aber einigen Gefangenen wenige Akten zu verstecken und so zu erhalten.
In Gruppen von 300–500 Gefangenen, vorneweg die aus Gefangenen bestehende Lagerkapelle, wurde ihnen befohlen sich in Marsch zu setzen. Diese Märsche dienten vor allem dazu, dass möglichst viele Menschen unterwegs entkräftet zusammen brachen und dann erschossen wurden.
So wurde im April 1945 das Außenlager von Neuengamme in Lübberstedt bei Bremen geräumt. Hier mussten ca. 300 jüdische Frauen, überwiegend aus Ungarn, sich auf ihren Marsch nach Norden begeben. Dieser Marsch führte am 30 April 1945 durch das am 24. April 1945 zerstörte Bad Oldesloe. Von hier wurden sie weiter über Bad Segeberg, Neumünster bis Flensburg geschickt, dort wurden die dann noch lebenden Frauen von englischen Soldaten befreit.
Weitere Märsche führten direkt vom KZ-Neuengamme über Hamburg mit dem Zug bis Rahlstedt und von hier weiter zu Fuß über die B 75. Die Bahnstrecke Richtung Lübeck war bei den Bombenangriffen im April 1945 fast vollständig zerstört worden. In Bargteheide kam die letzte Gruppe von KZ-Gefangenen am 1. Mai abends an und wurde in der Scheune des Ortsbauernführers untergebracht. Diese Scheune stand in der Nähe des heutigen Gasthofs Utspann. Am nächsten Tag ging es weiter durch Elmenhorst, Neritz bis nach Bad Oldesloe. Auf dem zerstörten Bahnhof mussten die KZ-Gefangene die Nacht im Stehen verbringen. SS-Wachposten und ihre Hunde hinderten sie am Schlafen. Von Bad Oldesloe ging es dann 3. Mai weiter Mai in Richtung Reinfeld. 2 Tschechen, die entkräftet kurz vor Reinfeld zusammen brachen, wurden hier erschossen. Einige erkrankte Gefangene wurden auf dem Bauernhof Drönhorst vor dem Weitermarsch zurück gelassen. Sie sollten nachgeholt werden. Doch bereits eine halbe Stunde, nachdem der Marsch weiter gezogen war über Bühnsdorf nach Segeberg, tauchten die ersten englischen Panzer auf. So waren die zurück gelassenen Gefangene, die ersten, die befreit wurden.
Die SS-Angehörigen hatten aus Neuengamme Koffer mit Zivilkleidung und Fahrräder auf einen Leiterwagen gepackt, der von den KZ-Gefangenen gezogen werden musste. Auf dem Bauernhof Döhnhorst bei Reinfeld hatte der SS-Kommandeur einen Zählapell abgehalten. Einigen KZ-Gefangenen war die Flucht gelungen, aber auch die Gruppe der SS-Bewacher war immer geringer geworden. Dies alles ist belegt durch Zeugenaussagen und Dokumente von KZ-Gefangenen, die in den Archiven der Gedenkstätte in Neuengamme und in den Archiven des internationalen Zentrums über NS-Verfolgung in Arolsen aufbewahrt werden. (Auszug aus der Rede von Frau Siebel am 3. Mai 2020)

Am 6. Dezember 1941 ereignete sich in Bad Oldesloe eine Tragödie historischen Ausmaßes.

Für über 900 Juden aus Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Hamburg startete hier die Deportation in das Ghetto nach Riga.

Mitte November 1941 erreicht die Juden in Norddeutschland ein Befehl der SA. Darin werden sie aufgefordert für ihre Evakuierung in Arbeitslager ihre Koffer zu packen. Für 14 Tage sollen sie Lebensmittel, Kleidung, Bettzeug, feste Schuhe und 50 Reichsmark einpacken. Am 4. bzw. 5. Dezember müssen sie sich an ihnen vorgeschriebenen Sammelpunkten einfinden. Das Gepäck kommt in Güterwaggons. Die Menschen werden in Personenwaggons zusammengepfercht, so dass sie keine Bewegungsfreiheit haben.

So kommen am 6. Dezember 1941 Züge aus Hamburg, mit Menschen aus Hamburg, Celle, Lüneburg, Uelzen, Lehrte und Winsen an der Luhe in Bad Oldesloe an. Aus Richtung Neumünster sind es Menschen aus Kiel, Ahrensburg, Elmshorn, Flensburg und Rendsburg. Und es kommt ein Zug aus Lübeck mit Menschen aus Lübeck, Ratzeburg und Bad Schwartau.

Unter diesen Menschen aus Lübeck sind auch Josef Katz und seine Mutter. Josef Katz und sein Bruder Berthold führten nach dem frühen Tod des Vaters das Lederwaren Geschäft in Lübeck in der Braunstraße bis 1938. Danach mussten sie es aufgeben. Es war immer wieder demoliert worden. Täter war die SA. Berthold und Josef versuchten durch eine landwirtschaftliche Ausbildung eine Zulassung für die Auswanderung nach Palästina zu erlangen. Berthold konnte 1939 auswandern, Josef hatte die Prüfungen nicht bestanden. In Paderborn versucht er erneut die notwendigen Prüfungen zu machen, als er von dem Evakuierungsbefehl für seine Mutter erfährt. Sofort kehrt er zu seiner Mutter zurück. Er will sie nicht alleine lassen. So erhält auch er den Befehl für die Evakuierung.

Die in Bad Oldesloe ankommenden Züge werden hier zusammengekoppelt. Bei Strafe ist es verboten die Fenster zu öffnen oder bei einem Halt aus dem Zug auszusteigen. Der Deportationszug wird von Bad Oldesloe über Trittau, Ratzeburg, Schwerin, Güstrow, Neubrandenburg, Stettin, Dirschau, Königsberg, Tilsit, Memel, bis Riga Skivotava geleitet.

In Dirschau müssen 27 Danziger Juden zusteigen. Durch mangelnde Nahrung, fehlendes Wasser, unzureichende medizinische Versorgung, eisige Kälte und fehlende Hygiene kommt es bereits während der 4tägigen Deportation zu zahlreichen Todesfällen.

Noch während der Deportationszug aus Norddeutschland zum Ghetto in Riga unterwegs ist, werden die dort im Ghetto lebenden ca. 27800 lettischen Juden durch SS- und Polizei-Massenerschießungen ermordet. So finden die neuen Ankommenden teilweise noch gedeckte Tische und warme Öfen vor.

In Riga angekommen findet sofort eine Selektion statt. Arbeitsfähige kommen in Arbeitslager des dortigen KZ. Josef Katz wird von seiner Mutter getrennt. Zunächst kann er noch heimlich dafür sorgen, dass seine Mutter eine warme Decke bekommt, denn sie muss auf dem eisigen Fußboden schlafen. Dann wird er in ein weiter entferntes Arbeitslager verlegt. Am 22. Januar 1942 wird ihm ein Zettel zugesteckt mit folgendem Inhalt: Mein lieber Josef, deine liebe Mutter ist gestern Abend an einem Schlaganfall in den Armen von Oberrabbiner Carlebach gestorben. Sie hat sich nicht gequält. Am Nachmittag ist ihr plötzlich schlecht geworden, kurze Zeit später war sie tot.

Unter den Lübecker Juden sind auch Kinder wie Margot, Martin und Max Prenski mit ihrer verwitweten Mutter sowie Rosa Beutel, Fina Rosental und Fanny Saalfeld.

Sie alle werden auf einem ehemaligen herunter gekommenen Gutshof, dem Jungfernhof untergebracht. Hier sind etwa 1000 Kinder, Frauen und Kranke. Der größte Teil von ihnen wird Mitte Februar 1942 zum nahen Bikernieki Wald mit LKWs transportiert und dort erschossen.

Eine 2. Ermordungsaktion findet am 26. März 1942 statt. Spätestens hier werden Margot, Martin und Max Prenski ermordet. An der Travemünder Allee in Lübeck steht eine Schule, die heute den Namen Geschwister Prenski Schule trägt.

Nur sehr wenige Juden haben die Deportation in das Ghetto in Riga überlebt. Aus Kiel ist es Wolf Hirsch. Aus Lübeck Josef Katz. Es sind wichtige Zeugen, die uns diese unfassbaren Geschehnisse berichten konnten.

Auf dem Bahnhofsvorplatz in Bad Oldesloe steht eine Gedenkstele. Der Text auf der Tafel dieser Stele wird verändert werden. Dort am Bahnhof soll auch an diese schreckliche Deportation, die von Bad Oldesloe ausging, erinnert werden.

Erinnerungsarbeit ist Arbeit an der Zukunft. Wir müssen uns daran erinnern. Es darf nie wieder Deportationen geben, die von Deutschland ausgehen. Lange vor den Deportationen begann alles mit Gedankenspielen, die dann zur Vernichtung von Juden, Sinti, Roma und Andersdenkenden führte.

Solche Gedankenspiele werden derzeitig von rechten - und ich sage bewusst faschistischen - Kreisen wieder betrieben. Zeigen wir ihnen, dass wir sehr viel mehr sind, wir wollen auch zukünftig in einer Demokratie leben, wo solche Rassisten und Antisemiten keinen Platz haben.

Quellen und Literaturhinweise:

1) http://books.google.de/books?id=i_MEXc27yqlC&pg=PA210&lpg=PA210&dp=Juden+in+Oldesloe&source=bl&ots=EUWMlgh244&sig=XLOFhiyQoGOUR-Ro-hHGnbfQW06YU&hl=de&ei=bfMQSvfVJYaE_Aaq2pYDBA&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=9#PPA210.M1
2) (LAS Abt. 352 Kiel Nr. 929 Aussage H. 11. Nov. 1966)
3) https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_nwd_411206html
4) Bettina Goldberg: Jenseits der Metropolen, Wachholtz Verlag 2011
5) Dr. Martina Moede: Magnus Lehmann, Eine biografische Spurensuche für einen Stolperstein
5) Schicksal der jüdischen Familie Lehmann, Zeitschrift für Niederdeutsche Familienkunde Heft 1 7 2019

Sichtbares Zeichen für Frieden, Freiheit und Demokratie

Axel Richter von der Künstlergruppe 9. November hat 55 Friedenssteine, anlässlich einer Kunstaktion, die sich zum 130jährigen Firmenjubiläum von Rheinmetall mit seinem Zweigbetrieb in Trittau kritisch auseinandersetzt, hergestellt und allen Stormarner Bürgermeisterinnen und Bürgermeister einen davon angeboten. Der erste Stein wurde am 1. September 2019, 80 Jahre nach Beginn des Zweiten Weltkriegs, in Bad Oldesloe am Bahnhofsvorplatz aufgestellt.

Jeder Grenzstein trägt das Motiv des Stormarner Schwans. Der Schwan, der auch als Sternbild, als „Kreuz des Nordens“, am Himmel steht, bezeugt auch den Satz des Friedensengels der Weihnachtsbotschaft: „Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen“.
Mit diesen besonderen Grenzsteinen möchte die Künstlergruppe die Stormarner Städte und Gemeinden miteinander in Frieden verbinden.

Üblicherweise wird beim Setzen von Grenzsteinen ein so genannter Zeuge unter den Grenzstein gesetzt, für den Fall, dass der Stein entfernt wird. Stattdessen hat Axel Richter einen Hohlraum in den Grenzstein eingearbeitet, in den eine Friedensbotschaft hineingelegt wird, bevor der Stein dann in ein Betonbett gesetzt wird.

Die Botschaft aus Bad Oldesloe stammt aus dem Musical „Frieden auf dieser Welt“ von Hans-Georg Wolos: Der Frieden der Welt beruht auf dem Frieden der Dörfer.“
Ergänzt wurde dies durch ein afrikanisches Sprichwort: „Wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, können sie das Gesicht der Welt verändern.

Eigentlich gab es schon immer Siedlungen in dieser Gegend. Interessant für Oldesloe wird es aber mit den Funden aus der Mittelsteinzeit, die im Jahre 1911 von Justizinspektor Wolf bei Grabungen entdeckt wurden und durch die, besonders dank der Arbeit Wolfgang Sonders, der Name der Stadt in die Wissenschaft einging:

„Oldesloer Stufe“, die etwa den Zeitraum von 5500 bis 4000 vor Christus umfasst, bedeutet die Einordnung aller kulturgeschichtlich vergleichbaren Funde unter diesem Fachbegriff, der nach der ersten Fundstelle am Brennermoor benannt ist.

In der mittleren Steinzeit waren die Menschen noch nicht sesshaft geworden. Sie waren Sammler und Jäger, bzw. auch Fischer, denn die – damals noch – fischreichen Flüsse waren für die Nahrungssuche sehr wichtig.

Neben der Trave könnte aber noch ein anderer Faktor den Ausschlag gegeben haben, der die Siedlung im Oldesloer Raum günstig erscheinen ließ: das zu allen Zeiten begehrte und lebensnotwendige Salz, das hier als Sole zutage trat.

In seiner weiteren Geschichte hat Oldesloe etliche Glanzstunden erlebt, es hat aber auch häufig „Pech“ gehabt. Immer jedoch waren zwei Faktoren ganz entscheidend: einmal die Lage zwischen Hamburg und Lübeck sowie am Zusammenfluss von Trave und Beste, zum anderen die Solequelle.

Diesen beiden Aspekten dürfte Oldesloe überhaupt erst seine heutige Existenz verdanken und letztendlich auch seine Erhebung zur Stadt.

Die Flüsse Trave und Beste boten nicht nur Nahrung, sondern auch Schutz und einen bequemen Handelsweg. So kann man wohl davon ausgehen, dass sich an der späteren Hude bereits im 12. Jahrhundert eine kleine Siedlung gebildet hatte, in der sich auch Fernhändler – zumindest zeitweise – aufgehalten haben. Sehr sicher war der Ort in Grenznähe zu den Slawen bestimmt nicht, aber der einträgliche Grenzhandel dürfte manchem Kaufmann Mut gemacht haben.

Die Siedlung gewann an Bedeutung, als der Handel zwischen Ost- und Nordsee zunahm, konnten doch die Güter von hier aus bzw. bis hier auf der Trave befördert werden. Es lag also auf der Hand, dass Graf Adolf IV. von Schauenburg Oldesloe als Stützpunkt ausbaute, um seine Position gegen das immer mächtiger werdende Lübeck, das seit 1226 sogar freie Reichsstadt war, zu behaupten.

Dass er oder seine Söhne dabei zum Mittel der Stadtgründung griffen, ist für das 13. Jahrhundert nicht weiter verwunderlich. Städte waren in der damaligen Zeit die „modernste“ Lebensform, Städtegründungen ein beliebtes machtpolitisches Mittel. Die zahlreichen Gründungen der Stauferzeit belegen dies nur zu deutlich. Das Leben in der Stadt bot einen entscheidenden Vorteil: „Stadtluft macht frei nach Jahr und Tag.“ Dieser Rechtsgrundsatz bedeutet nicht weniger als die persönliche Vollfreiheit der Bürger im Gegensatz zu den vielfach abgestuften Freiheiten oder vielmehr Unfreiheiten, d. h. Abhängigkeiten, der Landbevölkerung. Eine Stadt war ein begrenzter, unabhängiger und selbstverwalteter Bereich. Die Bürger sorgten selbst für ihr Gemeinwesen und waren nur von dem Stadtherrn abhängig, der damit meist zuverlässige und dank der arbeitsteiligen Erwerbsform in Handel und Gewerbe zahlungsfähige „Untertanen“ hatte.

Dabei war es nicht ungewöhnlich, dass der Graf bei der Stadtrechtsverleihung an Oldesloe, mit der er ein Gegengewicht zu Lübeck schaffen wollte, trotzdem zum Lübschen Recht griff. Im Mittelalter gab es ganze Stadtrechtsfamilien, die jeweils mit dem bereits ausgearbeiteten Recht einer bedeutenden Stadt bewidmet worden sind. So besaßen die Städte in Holstein Lübsches Recht.

Natürlich brauchte auch ein Schauenburger Graf bei einem Projekt wie der Anlage der Burg auf dem Kirchberg und der Siedlung auf der heutigen Insel tatkräftige Unterstützung. Zu vermuten ist, dass ihm ein Vogt, d. h. Stellvertreter, zur Seite stand. Vielleicht, wahrscheinlich sogar, waren auch Fernhandelskaufleute daran beteiligt. Der Petrus im Stadtwappen könnte auf eine Schwurgemeinschaft, eine Petri-Gilde, hinweisen, die dem Schutzpatron der Kaufleute geweiht war, während das Nesselblatt auf die Schauenburger Grafen zurückgeht.

Die junge Stadt hatte zwar keine allzu zahlreiche Bevölkerung, doch entwickelte sie sich rasch dank des Aufstiegs der Hanse. Der expandierende Ostseehandel sicherte Oldesloe mit seinem Stapelplatz Arbeit und Einkünfte. Die Zolleinnahmen dürften recht beträchtlich gewesen sein. Zeugen der Bedeutung sind eigene Münzprägungen im 14. Jahrhundert und die Beteiligung am „Königlichen Vierstädtegericht“ im 15. Jahrhundert. Wegen seiner Lage zwischen Hamburg und Lübeck bot sich Oldesloe auch als Treffpunkt für beide Hansestädte an.

Aber genauso, wie sich der Aufstieg der Hanse positiv auf Oldesloe auswirkte, spürte die Stadt auch die Verlagerung des Handelsgewichts von Ost nach West, den Niedergang der Hanse.

Gänzlich zur Bedeutungslosigkeit sank die Stadt durch den Dreißigjährigen Krieg herab, von dessen Folgen nach Plünderungen, Verwüstungen und Pest sie sich nicht mehr so recht erholen konnte.

Der zweite Aspekt, der die Oldesloer Geschichte maßgeblich mitgeprägt hatte, war, wir bereits erwähnt, das Salz.

So fiel gerade wegen der Saline der herzogliche Blick von Heinrich dem Löwen im Jahre 1153 auf Oldesloe, da er das Salzwerk zu zerstören geruhte. Schutz seiner Stadt Lüneburg vor der Konkurrenz nannte er als Grund. Eher mag er daran gedacht haben, seinem zu selbständigen Grafen von Schauenburg eine Lektion zu erteilen und ihm zu schaden.

Wie auch immer, den Oldesloern hat er damit nachhaltiger geschadet, als er sich je ausdenken konnte: Die Begründung des Welfenherzogs für bare Münze nehmend, kamen die Oldesloer zu dem Schluss, dass eine Saline, die vom (salz-)reichen Lüneburg gefürchtet wurde, auch dementsprechend ertragreich sei. Also müsste man nur die richtige Salzquelle finden, um die verschütteten Reichtümer zu bergen. Über Jahrhunderte steckte man unendlich viel Energie, Findigkeit und Geld von privater und staatlicher Seite in die Saline, jahrhundertelang träumte man vom „weißen Gold“ in ausreichenden Mengen.

Aber trotz aller Bemühungen und immer besserer technischer Ausrüstung, die z. B. das Bohren von tieferen Brunnen erlaubte (bei denen man schließlich auf Treibsand stieß), oder die Konzentration der recht dünnen Sole durch Gradierwerke, blieb am Ende eine eher traurige Bilanz: Die Saline war zwar immer das größte Unternehmen der Stadt und bot damit vielen Arbeitern, Salzsiedern, Tagelöhnern, Holzfällern, Torfstechern, Fuhrunternehmern usw. Arbeit. Die Geschichte der Saline war aber auch begleitet von einer Reihe finanziell ruinierter Männer, die Stadt war restlos „entwaldet“, da das Holz für die Sudpfannen benötigt wurde. Die Saline kam nie gegen die starke Konkurrenz an, weder im Mittelalter gegen Lüneburg, noch in späteren Zeiten gegen das billigere Steinsalz aus England. Selbst Schutzzölle oder Absatzgarantien in den schleswig-holsteinischen Herzogtümern konnten nicht viel helfen. Nur einmal hat sich die Salzgewinnung wirklich rentiert, als nämlich Napoleon den Oldesloern mit der Kontinentalsperre zu Hilfe kam und die englische Konkurrenz ausschaltete.

So blieb am Ende von der Salzquelle nur das Oldesloer Stadtwappen an den Lübecker Salzspeichern, ein Straßenname und Enttäuschung über den Verlust des Unternehmens, die sich aber noch vor der endgültigen Schließung der Saline in einen neuen Traum wandelte: Seit Anfang des 19. Jahrhunderts hoffte man, durch die Idee des Apothekers Lorentzen angeregt, das Salzwasser gewinnbringend als Heilwasser anwenden zu können.

Dieses Mal schienen die Erfolgsaussichten größer, doch scheiterte auch dieses Unternehmen nach mehreren Anläufen. Heute erinnern nur noch der Kurpark, einige Villen und der Namenszusatz „Bad“ an diesen Versuch, die Salzquellen gewinn- und nutzbringend auszuschöpfen.

Natürlich gab es in der Oldesloer Geschichte einige größere Betriebe neben der Saline, die aber mit wenigen Ausnahmen keinen Bestand bis in die heutige Zeit hatten. Die Kupfermühle z. B., bereits 1475 gegründet, wurde 1815 verkauft. An ihrer Stelle entstand eine Papierfabrik, an die inzwischen nur noch ein Bild und nachträgliche Umweltsorgen erinnern. Auch der dritte Versuch, an der gleichen Stelle eine Zuckerrübenfabrik zu errichten, scheiterte, sie stellte 1904 ihren Betrieb wieder ein. Die beiden Gerbereien schlossen ebenso die Tore wie der Bölcksche Betrieb. Von anderen Betrieben, etwa einer Ziegelei oder einer Töpferei, blieben nur ein Straßenname (Tegeleck) und einige zufällig bei Bauarbeiten gefundene Scherben, die heute, in mühevoller Arbeit wieder zu Schalen zusammengesetzt, im Heimatmuseum zu sehen sind.

Nachdem also all ihre salzigen Träume vom Leben im Wohlstand bei der Sprengung der Kuranlagen in Schall und Rauch aufgegangen waren und im Bauschutt begraben werden mussten, sahen sich die Oldesloer gezwungen, eine neue wirtschaftliche Basis für ihre Stadt zu schaffen. Zu lange hatten sie sich auf das Salz verlassen, und konnten sie noch zu Beginn des Jahrhunderts – bis in die 30er Jahre – mit der „ruhigen Villenstadt“ werben, die ein geeigneter Altersruhesitz sei, mussten sie nun feststellen, dass diese Ruhe ein „Dornröschenschlaf“ war, durch den hundert Jahre industrieller Entwicklung fast keine Spuren in Oldesloe hinterlassen hatten.

Man hatte sich zu sehr auf den Kurbetrieb konzentriert und somit den Ausbau anderer Erwerbszweige vernachlässigt bzw. bewusst vermieden, um die Ruhe der Kurstadt nicht zu stören. Was nun nach der Schließung des Bades übrig blieb, war ein kleines Landstädtchen, von dem ein ehemaliger Oldesloer wenig schmeichelhaft urteilt: „ ... die kleine holsteinische Stadt, die ... zu fast völliger Bedeutungslosigkeit herabgesunken war.“

Zunächst versuchte man es mit dem Bereich, mit dem man sich bereits auskannte, mit dem Dienstleistungssektor nämlich. Nur knapp gewann die Stadt das Rennen um die Kreisverwaltung, die neben dem Titel „Kreisstadt“ auch Arbeitsplätze mit sich brachte.

Doch so recht mochte es in der ersten Nachkriegszeit nicht vorangehen. Zu sehr war man – im wahrsten Sinne des Wortes – mit dem (Auf-)Bau der Stadt beschäftigt, und die nahe Großstadt Hamburg bot Arbeitsplätze in erreichbarer Entfernung. Wieder wirkte sich Oldesloes Lage zwischen Hamburg und Lübeck auf die Stadtentwicklung aus, als Mitte der 50er Jahre Bad Oldesloe in die Raumplanung des Landesplanungsrates Hamburg/Schleswig-Holstein einbezogen wurde.

„Als Schwerpunkt einer der fünf in Schleswig-Holstein vorgesehenen Aufbauachsen wurde Bad Oldesloe aus drei Gründen gewählt: 1. weil sich hier die Einflussbereiche Hamburgs und Lübecks berührten, 2. wegen der günstigen Lage an der Autobahn, der Bundesstraße 75 und der Eisenbahnlinie Hamburg–Lübeck, 3. weil Oldesloe so weit von Hamburg entfernt ist, dass die Entwicklung eines eigenständigen Kultur- und Wirtschaftsraumes gewährleistet blieb“.
So nahm die Stadt seit den 60er Jahren bis heute einen nicht nur wirtschaftlichen Aufschwung, der sie etwas unabhängiger von den großen Nachbarn werden ließ. Mit der Wahl des damals jüngsten Bürgermeisters zeigte sich, dass nicht nur die Erfahrung des Alters, sondern auch Dynamik und Schwung der Jugend die Geschicke einer Stadt positiv beeinflussen können.

Luftbildaufnahme Bad Oldesloe von 1960

Diese Luftbildaufnahme von 1960 kann im Stadthaus, Markt 5 vor der Bauaufsicht
(Ebene 8) betrachtet werden.

Aus Bad Oldesloe ist eine moderne Stadt geworden, die sich als „Mittelzentrum mit teilweise noch zu entwickelnden Funktionen“ den hohen Anforderungen der Zeit stellt.

Der Sage nach ist die Landschaft um Oldesloe vom Teufel und seiner Großmutter geschaffen worden, bevor man die Kirche erbaute und sie dem Heiligen Petrus weihte. Die Großmutter soll vor den Pflug gespannt und derart mit der Peitsche gehauen worden sein, dass sie vor Wut den Pflug herausgerissen und lauter Kurven gezogen habe. Die Schwingungen der Trave, die man am besten im Bürgerpark erkennt, sprechen für dieses Märchen.

Von der Brücke am Heiligen Geist lässt sich mit einem Blick die Gründungsidee dieser Stadt erfassen. Wo Trave und Beste zusammenfließen, sind an der Hude wahrscheinlich die ersten Buden der Kaufleute aufgeschlagen worden. War der Kirchberg einst ein germanisches Quell-Heiligtum, so fragen wir?

Stadtplan gezeichnet von August Schwiecker vom Jahre 1878

Die Stadt wurde nicht nach einem vorgefertigten „Bauleitplan“ gegründet. Das Spiel des Zufalls gab ihr den Reiz bis heute. Die Stadt schmiegt sich an den Kirchberg, doch der Plan in dem ebenen Gelände zeigt als koloniale Gründung rationale Züge. Wie gleicht der Oldesloer Grundriss dem Lübecker Stadtplan! Man vergleiche nur die Straßenzüge beider Städte, vor allem die Ecke Hagenstraße/Hindenburgstraße mit dem Verlauf der Sandstraße/Ecke Königstraße in Lübeck. Die Ostholsteinischen Städte sind nach einer Maßordnung und einem Grundriss-System erbaut worden.

Bis Ende des vorigen Jahrhunderts blieb die Stadt fast unberührt, mit Ausnahme des Bahnhofviertels, der Straßenbebauung zum „Mährischen Berg“ und der Schützenstraße. In den 20er Jahren entstanden größere Projekte, die der Volkswitz treffend charakterisierte, wie z. B. der „Paukerpalast“ in der Mewesstraße und der „Lange Jammer“ am Pölitzer Weg.

Nach dem Flüchtlingsstrom des Hamburger Bombenangriffes im August 1943 wurde auch bei uns der Krieg zum schrecklichen Vater aller Dinge. Die Stadt, welche bisher in den engeren Grenzen um den alten Stadtkern verharrte, weitete sich durch zahlreiche Neubauflächen, und sie wurde ein bevorzugter Standort für die Industrie. Mit dieser Entwicklung begann sie, eine „Offene Stadt“ zu werden und die Dörfer des Nahbereiches einzubeziehen.

Oldesloe erlebte in dieser räumlichen Ausdehnung alle kritischen Phasen der Zeit, die vorsichtige Planung der 50er Jahre, als den Menschen noch der Krieg „in den Knochen“ lag, die erste Finanzierung mit Landesmitteln aus dem sozialen Wohnungsbau (z. B. Meisenweg), die Planungen in moderner Gestaltung (z. B.am Hohenkamp). Auch von manchen Brutalitäten und Superbauten blieb unsere Stadt nicht verschont.

Als der liebe Herrgott die Erde mit ihren Bergen und Tälern hatte entstehen lassen, fehlten noch die Bäche und Flüsse der Ebene. Mit dem Auspflügen der Rinnsale wurde der träge Teufel beauftragt. Aber dumm und eingebildet, wie er war, mochte er den Pflug nicht ziehen und spannte daher kurz entschlossen und rücksichtslos seine Schwiegermutter davor, ein störrisches, wildes Weib, dem die schwere Arbeit noch viel weniger passte. Als sie nun das Travebett auszupflügen begannen, tobte die Teufelin widerwillig hin und her, zumal der ungeduldige Satan, dem alles nicht schnell genug ging, unbarmherzig mit einer Riesenpeitsche auf sie einschlug. So bekam das Travebett die teils heute noch vorhandenen vielen Windungen. Schließlich wurde auch das dem Teufel zu bunt. Er ergriff einen von den herumliegenden Findlingen und schleuderte ihn wahrhaftig nach seiner Schwiegermutter. Und das ist der Felsen, der noch heute oberhalb der Badeanstalt unverrückt in der Trave liegt, und den jeder Oldesloer Schwimmer gut kennt.

Vicelin ist als „Apostel der Slawen“ in die Kirchengeschichte eingegangen. Seine Missionstätigkeit galt vor allem den Wagriern. Sie gehörten zum westslawischen Volksstamm der Abotriten und wohnten zwischen Trave und Schwentine, also auch in einem Teil des heutigen Kreises Stormarn. Die Wagrier und die mit ihnen zum Stammesverband gehörenden Abotriten wehrten sich jedoch gegen die enge Verbindung von Mission und sächsischer Expansionspolitik. Im Slawenaufstand von 1066 entlud sich ihre Wut gegen den mächtigen Staat an ihrer Westgrenze, dem Limes Saxoniae. Östlich dieser Linie Kiel-Oldesloe war das Christentum praktisch ausgerottet worden. Erst 60 Jahre später begann sich das Blatt wieder zu wenden. Als der Bremer Domherr Vicelin im Jahre 1126 nach Nordalbingien gerufen wurde, konnte er die christliche Mission auf eine neue Grundlage stellen und die slawischen Wenden zum christlichen Glauben bekehren. Mit dem „Vorbild des heiligmäßigen Menschen” Vicelin beginne sich „die Welt zu verwandeln“, schrieb Helmold von Bosau, der dort als Priester zur Zeit Vicelin wirkte. In seiner „Slawenchronik“ finden wir im Wesentlichen das, was wir heute über Vicelin wissen.
Bischof Vicelin - Statue aus Bosau mit dem Modell der dortigen Petri-Kirche erbaut 1151/2

Bischof Vicelin - Statue aus Bosau mit dem Modell der dortigen Petri-Kirche erbaut 1151/2

Vicelin – dieser Name leitet sich von dem althochdeutschen Wessel (Wetzel, Wizo) ab und bedeutet „der Weise“, für die Person dieses Mannes jedoch wohl im Sinne von „teilhaben an göttlicher Weisheit“, bestand doch sein Lebenswerk darin, an der Ausbreitung des Christentums im Rahmen göttlicher Heilsgeschichte mitzuwirken.

Vicelin wurde um 1090 in Quernheim bei Hameln als Sohn begüterter Eltern geboren, die er jedoch in frühen Kindesjahren verlor. Der begabte Junge wurde zunächst von der Mutter des Grafen von Everstein erzogen und auf die Stiftsschule in Hameln geschickt. Wegen Unstimmigkeiten mit dem Burgkaplan verließ er Hameln jedoch Hals über Kopf und wechselte zur Domschule von Paderborn. Dort stach er als Musterschüler hervor.

Nach der eigenen Schulausbildung wurde er an die Domschule von Bremen berufen und übernahm auch bald deren Leitung. Auf Wunsch seines Erzbischofs Adalbero begab Vicelin sich zur weiteren Ausbildung nach Paris. Nach Beendigung seines Studiums zog er nach Magdeburg zu Norbert von Xanten, der in diesem Jahr zum Erzbischof eingesetzt worden war. Norbert weihte Vicelin zum Priester, den nun glühender Eifer für das Reich Gottes erfasste, und der einen entsprechenden Wirkungskreis suchte. Der Bremer Erzbischof Adalbero, zu dem Vicelin zurückgekehrt war, betraute ihn mit der Wendenmission. Zunächst schienen die politischen Ereignisse die Aussichten auf eine erfolgreiche Missionierung schwinden zu lassen. Doch bald sollte sich eine neue Gelegenheit bieten:

1127 begab sich Erzbischof Aldabero auf eine Visitationsreise nach Dithmarschen. In Meldorf bat ihn eine Abordnung von Faldera, dem heutigen Neumünster, um einen Priester an der Grenze zum Slawenland. Vicelin wurde sogleich für diese Aufgabe ausersehen.

Bald konnte Vicelin mit seinen Gefährten ein Kloster mit der späteren Bezeichnung Novum Monasterium - Neumünster - gründen. Die Missionserfolge waren jedoch nicht allzu groß. Die erste christliche Siedlung im Slawenland jenseits der Trave entstand wenige Jahre später als Urzelle des heutigen Bad Segeberg. Unter dem Schutz der Burg, die Kaiser Lothar auf Anraten Vicelins errichten ließ, konnte wie in Neumünster ein Augustiner-Chorherrenstift entstehen. Die Slawen waren über diese Entwicklung nicht gerade glücklich, wie Helmold in seiner Chronik berichtet: sie sahen das ganze Gebiet von Plön bis Ratzeburg bedroht. „Und wer trägt die Schuld an alledem?“ lässt Helmold in einem Zwiegespräch einen Slawenfürsten fragen, worauf der andere mit Hinweis auf Vicelin sagt: „Siehst du den kleinen Kahlkopf dort beim Kaiser stehen? Der hat dieses ganze Unglück über uns gebracht.“

Erst zwanzig Jahre später wurde eine ungehinderte christliche Missionierung Ostholsteins möglich. 1149 wurde Vicelin Bischof von Oldenburg/Holstein. Die Ernennung zum Bischof war überschattet vom Investiturstreit, sie war ohne Zustimmung der weltlichen Obrigkeit erfolgt.

Diese Umstände erschwerten die Arbeit Vicelins sehr; er erlitt sogar einen leichten Schlaganfall, von dem er sich aber bald erholen konnte. Sechs Jahre lang im Bischofsamt, festigte Vicelin sein Wirken durch die Gründung zahlreicher Klöster und Kirchen, u. a. Oldenburg, Sarau, Plön, Bornhöved, Bosau, Schlamersdorf, Süsel, Lübeck.

Wohl in die Zeit zwischen 1149 und 1154, wahrscheinlich aber vor Mitte 1152, fällt die Weihe der Kirche zu Oldesloe. Propst Sido von Neumünster, ein Schüler Vicelins, bezeugt, dass Bischof Vicelin in eigener Person die Kirche in Oldesloe geweiht und sie unter den Schutz des Heiligen Petrus gestellt habe. Da der Heilige in den beiden letzten Lebensjahren wegen eines erneuten Schlaganfalls nicht mehr in der Lage war zu reisen, muss man als spätestes Weihejahr der Oldesloer Kirche 1152 annehmen.

Nachdem er in jenem Jahr die Kirche in Bosau geweiht hatte, kehrte er nach Neumünster zurück. Dort erlitt er nach einer Woche einen Schlaganfall, dessen Folgen er zwei Jahre zu erdulden hatte: er war rechtsseitig gelähmt und konnte nicht mehr sprechen. Vicelin starb am 12. Dezember 1154.

In der Festschrift zum Neubau der Katholischen Kirche zu Bad Oldesloe 1968 lesen wir:
„Bischof Vicelin ist als Missionar des 12. Jahrhunderts für alle in Bad Oldesloe und Umgebung lebenden Christen der geistige Vater des einen Glaubens. Sein Name sollte Appell sein für die Erhaltung des gemeinsamen Erbes in ökumenischer Verantwortung.”

Im Wandel der Zeiten ist Oldesloe nur vereinzelt mit eigenen Geldausgaben hervorgetreten. Die vorhandenen Belege sind jedoch von wesentlichem Interesse, da auch sie Mosaiksteine der Stadtgeschichte bilden und die jeweiligen Zeitabschnitte beleuchten.

Das Mittelalter

Die Ausprägung von Silbermünzen im letzten Viertel des 14. Jahrhunderts weist auf einen Glanzpunkt der Stadtgeschichte hin. In einer Zeit, die überwiegend von Naturalwirtschaft geprägt wurde, war schon alleine die Ausgabe von Silbermünzen ein hervorragendes Recht, das durch Privileg des Landes- bzw. Münzherren gewährt wurde.

Nach der damaligen politischen Situation lag die Herrschaft im hiesigen Bereich bei der Plöner Linie des Hauses Schauenburg. Die Stadt Lübeck hatte bereits seit langem reichsunmittelbare Privilegien. Es war also naheliegend, dass die in Holstein regierenden Schauenburger Grafen für den wichtigen Handelsweg Hamburg-Lübeck das in ihrem Besitz befindliche Oldesloe bevorzugt ausbauten und mit Rechten wie dem der Münzhoheit ausstatteten. Auch wenn Urkunden darüber fehlen, so sind die Münzen selbst sichere Dokumente dieses Privilegs.

Die für Oldesloe geprägten Münzen sind dünne Silberplättchen in Ein- und Mehrpfennigstücken; größere Geldstücke waren zu damaliger Zeit allgemein nicht üblich. Zur Begleichung größerer Beträge wurden Münzen z. B. in „Pfund-Pfennigen“, d. h. nach Gewicht und Silbergehalte abgerechnet. Ebenso war die „Mark“ nur eine Verrechnungseinheit für Silber nach Gewicht.

Die für Oldesloe geschlagenen Münzstufen
Witten = 4 Pfennige
1/4 Witten = 1 Pfennig
Blaffert = 2 Pfennige
Hohlpfennig = 1 Pfennig

1 Witten = 4 Pfennige

Der Witten zeigt auf der Vorderseite im Perlenkranz ein gleichschenkliges befußtes Kreuz, in dessen Mitte ein Rund mit Nesselblatt. Die Umschrift lautet MONETA OLDESLO. Auf der Rückseite (Wappenseite) befindet sich im Perlenkranz das Brustbild eines Heiligen, der in der Rechten ein Nesselblatt hält. Die Umschrift dieser Seite lautet CIVITAS HOLTZACIE. Die Münze misst etwa 20 mm im Durchmesser, sie ist ca. 1,3 g schwer.

1/4 Witten = 1 Pfennig

Der 1/4 Witten weist eine dem Witten ähnliche Zeichnung auf, die Wappenseite ziert lediglich das Nesselblatt.


1 Blaffert = 2 Pfennige


Der Blaffert wie auch der Hohlpfennig sind einseitig geprägte Münzen: Das zur Münzprägung verwendete Silberplättchen war so dünn, dass beim Prägeschlag die Rückseite dieser Hohlpfennige das negative Bild der Vorderseite erhielt. Das Münzbild zeigt ein stilisiertes Stadttor mit Mauer und Zinne, beim Blaffert mit gestrahltem breitem Rand, beim Hohlpfennig mit glattem schmalerem Rand.

Diese Münzen tragen keine Inschrift, sie sind sogenannte „stumme“ Münzen. Die Münzen der Witten-Stufe hingegen werden wegen ihrer Inschrift „sprechende“ Münzen genannt. Sie sind Urkunden vergleichbar und besagen voller Stolz: Geld Oldesloes, Stadt in Holstein.

Die Datierung der Münzen ist nicht direkt gegeben, jedoch aufgrund der vergleichenden Münzforschung möglich. Die Oldesloer Witten sind Parallelprägungen zu zeitgleichen Münzen des Wendischen Münzvereins. Innerhalb des Städtebundes der Deutschen Hanse hatte die wirtschaftlich stärkste Gruppe der „Wendischen Hanse“ für bessere Konvertierbarkeit ab 1379 Währungsvereinbarungen, sogenannte Rezesse, in anfangs zweijährigen Abständen getroffen. Die Auswirkungen der Rezesse führten u. a. zu besonders qualifizierten und gekennzeichneten Münzen. Durch diese Nominierung sind die Oldesloer Münzen datierbar. Die Kriterien ergeben für den 1/4 Witten eine Zeitstellung von 1379; der Witten ist eine Münzprägung aufgrund des Rezesses von 1389.

Die Bewertung der damaligen Kaufkraft bereitet nach rund 600 Jahren naturgemäß Schwierigkeiten. Allgemein waren die Pfennige des 14. Jahrhunderts namhafte Münzen, der Witten die größte Münze seiner Zeit. Der überwiegende Wertausgleich wurde eben noch in Naturalien und Leistungen abgewickelt. Ein Schlaglicht zur Münzsituation ergibt z. B. folgende dokumentierte Entlohnung.

Die Vergütung für den Zöllner Hinrich opper Hude, Oldesloe 1340/1346, betrug umgerechnet auf die Woche 10 Pfennige. Hiervon konnte der Zöllner offensichtlich den Geldverkehr für Zollstation, Familie und Gesinde bestreiten.
Das Versiegen der mittelalterlichen Münzen nach relativ kurzer Zeit belegt den schnellen und wechselhaften Verlauf der Wirtschaftsgeschichte.

Die Neuzeit

Ein weiteres Auftreten Oldesloes in der Geldgeschichte ergab sich in der Notzeit der 20er Jahre dieses Jahrhunderts. Hier erfolgten Papiergeldausgaben in zwei Notsituationen:

  • Kleingeldersatzscheine gegen Ende des 1. Weltkrieges
  • Notgeldscheine in der Zeit der Hochinflation mit täglichem Wertverfall
Kleingeldersatzscheine

Im Verlauf des 1. Weltkrieges wurden die im Umlauf befindlichen Silber- und Kupfermünzen eingeschmolzen und durch Zink- oder Aluminiummünzen ersetzt. Bei Ende des Krieges hatte die Inflation bereits eingesetzt, die Mark war nur halb so viel wert wie zu Kriegsbeginn. Die verbliebenen knappen Zahlungsmittel reichten für den Geldverkehr nicht mehr aus. So erschienen ab 1916 in vielen Orten Deutschlands Notgeldscheine als Kleingeldersatz.

Einer der vor bildlich unterschiedlichen Notgeldscheine im Wert von 50 Pfennigen der Stadt Bad Oldesloe

Von der Stadt Bad Oldesloe wurden vier bildlich unterschiedliche Notgeldscheine im Wert von je 50 Pfennigen herausgegeben. Die mehrfarbig bedruckten Scheine zeigen Wappen des Kreises und der Stadt, Inschriften, typische Wahrzeichen und auch Spruchweisheiten. Unter anderem sind abgebildet der Markt mit dem Rathaus, der Hinweis auf das Sol-, Moor- und Schwefel-Bad mit der Kur-Badewanne, der Salzteich im Kurpark, der alte Justizrat Lorentzen vor der Stadtsilhouette sowie eine bildliche Darstellung zum bekannten Spruch „Dat geiht üm, as in Olslo dat Backen. wer keen Mehl het, denn geiht vörbi.“

Die Scheine sind unterschrieben vom Bürgermeister, vom Beigeordneten sowie vom Vorsteher der Stadtverordneten und seinem Stellvertreter. Die Ausgabe von solchem Notgeld wurde durch Reichsgesetz vom Juli 1922 verboten.

Notgeldscheine der Hochinflation

Im Jahre 1923 hatte die fortschreitende Inflation ein derartiges Ausmaß angenommen, dass die Ausgaben der Reichsdruckereien den Anforderungen nicht mehr gerecht werden konnten. Die Beschaffung der nötigen Geldmittel, besonders für Lohnzahlungen, musste auf regionaler Ebene geregelt werden. Dabei waren örtliche Ausgaben zunächst nicht vorgesehen, höchstens solche auf Kreisebene mit entsprechender übergreifender Gültigkeit.

Die galoppierende Inflation war schneller, so dass für Oldesloe insgesamt sieben Notgeldscheine herausgegeben wurden.

Einseitig bedruckter Gutschein vom 20. Aug. 1923 mit einem Wert von 50 Millarden Mark

Am 20. August 1923 erschienen drei einseitig bedruckte Gutscheine der Wertstufen 500.000, 1.000.000 und 5.000.000 Mark. Zwei Monate später war die Entwertung soweit fortgeschritten, dass der 500.000-Mark-Schein durch Handstempelaufdruck, Dienstsiegel und eigenhändige Unterschrift des kommissarischen Bürgermeisters um das zehntausendfache erhöht wurde auf fünf Milliarden. Ferner wurden mit dem 30. Oktober 1923 Notgeldscheine der Wertstufen 10, 20 und 50 Milliarden herausgegeben. Auch diese Gutscheine sind einseitig bedruckt, aber im Gegensatz zur vorherigen Ausgabe farbiger und kleiner im Format.

Die Auswirkungen der Inflation sind vielfach beschrieben worden. Jahrzehntelange Ersparnisse zerrannen in nichts, Geld- und Hypothekenabfindungen waren nahezu wertlos, die Oldesloer Städtische Sparkasse hatte ihr gesamtes Eigenkapital von einer Million Goldmark verloren. Die ausgezahlten Löhne mussten innerhalb kürzester Zeit zum Einkauf verwendet werden, um z. B. wenigstens noch ein Brot zu erwerben; der Preis eines Roggenbrotes im November 1923 betrug über 470 Milliarden Mark. Die beim Verkauf von Waren erzielten Erlöse verfielen binnen kürzester Zeit.

Dies zeigt eines der vielen Beispiele aus dem Stadtarchiv:
„Ein hiesiger Fuhrwerksbesitzer verkaufte sein sehr gutes Pferd mit dem Wagen für den nach damaligen Verhältnissen angemessenen Preis von 4.000 Mark. Einige Zeit später wurde ihm ein Sprössling geboren. Für den Kinderwagen musste er 4.000 Mark, also denselben Preis zahlen, den er wenige Wochen vorher für Pferd und Fuhrwerk erlöst hatte.“

Diese Gutscheine verloren gemäß Bekanntmachung im Kreisblatt Stormarn bereits 1923 wieder ihre Gültigkeit: zum 15. November 1923 wurde der Inflation reichseinheitlich ein Ende gesetzt. Die Umtauschquote betrug eine Billion Papiermark gegen eine Mark der neuen Währung in Rentenmark.

Auszüge aus dem Buch „750 Jahre Stadt Bad Oldesloe“ herausgegeben vom Magistrat der Stadt Bad Oldesloe